Viele Hundert Male bin ich diese Runde mit meinem DEADRA8BIT gegen den Uhrzeigersinn gefahren. Einmal hab ich es im Uhrzeigersinn probiert, hat sich aber irgendwie merkwürdig angefühlt.
Die Döberitzer Heide ist ein riesiger Sandkasten zwischen Spandau und Potsdam. Wer es dreckig mag, also auf Sand und beim richtigen Wetter auch auf Schlamm und Modder steht, darf sich das auf gar keinen Fall entgehen lassen. Vom Rathaus Spandau braucht man ca. 20 bis 30 Minuten bis dorthin.
Den Kern der Döberitzer Heide bildet die ca. 1860 ha große Kernzone der Heinz Sielmannstiftung. Eine Runde um diese Kernzone bedeutet ungefähr 22 km Sand. Man muss sich natürlich nicht strikt an den Rundweg halten, sondern hat genügend Möglichkeiten seine Strecke zu variieren.
Für den Erhalt der Heide-Landschaft, die durch jahrhundertelange militärische Nutzung geprägt wurde, werden Großwildarten wie Wisente und Przewalski-Pferde eingesetzt. Bei meinen ersten Fahrten fühlte ich mich ein bisschen wie im Jurassic Park. Die Wildnis-Kernzone ist mit einem 3-fach Zaun abgesichert.
Man braucht etwas Glück, um die Wisente oder Przewalski-Pferde zu sehen. Wir Menschen haben ja auch nicht unbedingt immer Lust uns Tiere in Wild- oder Tierpaks anzugucken. Ähnlich werden auch die Wisente und Pferde denken, wenn sie sich per Familienausflug mal wieder Menschen angucken wollen.
Die Heide zeigt je nach Witterung, Jahres- oder Tageszeit unterschiedliche Gesichter. Während man im Sommer langsam durch den feinen Sand pflügt, sieht das ganze im Frühjahr schon wieder anders aus. Der Boden ist noch gut feucht, die Strecke damit sehr schnell. Der nasse Herbst oder Winter macht aus der Strecke eine super Matschpiste (am besten die Klamotten nach der Rückkehr vor der Tür oder im Keller ausziehen, sonst gibt es Ärger mit der Frau/Freundin).
Immer wieder trifft man auf Relikte vergangener Tage. Abseits der Wege finden sich alte Bunkeranlagen aus Zeiten der militärischen Nutzung des Geländes. Die meisten Bunkeranlagen werden von verschiedenen Fledermausarten als Quartiere genutzt und sind für alles, was wesentlich größer als eine Fledermaus ist, unzugänglich.
Ein kleines Highlight ist auch der Opel Manta am Rande der Döberitzer Heide (vieleicht gehört es auch schon zum Ferbelliner Bruch). Wahrscheinlich weiß niemand mehr woher der kam oder wie lange der schon da steht. Sieht aber trotzdem cool aus, wie er zusehenst von der Natur eingenommen wird.
Am schönsten ist es, wenn man in den Abend hinein fährt. Sonnenuntergänge sehen trotz hohem Kitschfaktor fantastisch aus. Außerdem sind die meisten Besucher bereits zu hause und werden durch Wildtiere wie Hasen, Wildschweine oder auch Dachse ersetzt. Einmal tauchte bei fortgeschrittener Dämmerung ein riesiger Bulle vor mir auf. Er musste irgendwo ausgebüchst sein und trabte gemütlich den Weg entlang. Mit einem ordentlichen Respektabstand hab ich mein Fahrrad hinter ihm hergeschoben. Wer sein Leben liebt, der schiebt!
Wenn man dem Berliner Mauerweg folgt, entdeckt man Orte in und um Berlin, die man wahrscheinlich sonst nie gesehen hätte.